Gesagt, getan. Nun ging es an die Vorbereitung
der Tour. Zunächst wurde die Reifenfrage geklärt. Mit der normalen
Strassenbereifung machte es wohl wenig Sinn und so wurden die Grobstoller
TKC 80 von Conti montiert. Die andere notwendige Ausrüstung war gottseidank
vorhanden, denn schließlich wollten wir aus Kostengründen möglichst
viel Campen und auf feste Unterkünfte verzichten. Auch war Sebstverpflegung
angesagt.
Neben diesen ganzen Vorbereitungen praktischer Art wurde natürlich auch sehr viel Wert auf die „mentale“ Einstimmung für dieses Unternehmen gelegt. Vornehmlich bestand diese darin, im Internet zu recherchieren. Dort fanden sich dann Unmengen von Informationen und Reiseberichte zur LGKS. Im Zusammenhang mit der LGKS wurden häufig auch die Assietta Kammstrasse, der Mt. Jafferau sowie der Mt. Sommeiller erwähnt. Alles Schotterstrecken, mehr oder weniger schwer zu befahren. |
Donnerstag, 24. Oktober, 8 Uhr 30
Endlich ist es soweit. Die Q ist bepackt wie ein Lastenesel und nun soll es losgehen Richtung Heilbronn, wo ich eine Nacht bei Micha verbringen werde, um dann mit ihm gemeinsam Richtung Frankreich aufzubrechen. Das Wetter ist kühl und die Strassen sind noch nass vom nächtlichen Regen, aber im Moment sieht es noch ganz gut aus. So starte ich frohen Mutes. Da ich genügend Zeit habe, fahre ich weitestgehend auf kleinen Strassen und durchquere den Kaufunger Wald, schwinge über den Vogelsberg hinüber zum Spessart, um nach den schier endlos erscheinenden Kurven des Odenwaldes im Naturpark Neckartal die Kurvenhatz ausklingen zu lassen. Gegen 16 Uhr treffe ich nach gut 500 km trockener Fahrt bei Micha in Amorbach ein, wo ich schon erwartet werde. Den Abend verbringen wir damit, weiter Pläne für unser Unternehmen zu schmieden, Fahrtrouten zu klären und Übernachtungsmöglichkeiten zu finden. Später sitzen wir dann bei Michas Nachbarn Wolfgang und dessen Frau Uschi und fachsimpeln bei einem guten Gläschen „Roten“ weiter. Wolfgang wird, da er am Freitag noch arbeiten muss, frühestens am Samstag zu uns stossen. Mögliche Treffpunkte haben wir abgeklärt und der Rest geht halt übers Handy ... |
Endlich kann es losgehen |
Freitag, 25. Oktober, 9 Uhr
Leider hat es in der Nacht angefangen zu regnen und es sieht auch jetzt nicht besser aus. Also wird die Regenkombi gleich angezogen, das spart nachher unnötige Stopps. Um 9 Uhr 30 treffen wir an der Autobahn-Raststätte Kraichgau auf Volker mit seiner R 1150 GS. Micha und Volker kennen sich von einem gemeinsamen Enduro-Training in Hechlingen. So sind wir nun schon zu dritt. Aufgrund der nassen Witterung fahren wir nicht wie geplant durch den Schwarzwald, sondern entscheiden uns für die Autobahn A5 bis Emmendingen. Da es dort wieder trockener ist verlassen wir die A5, um über den Kaiserstuhl weiter Richtung Mulhouse zu fahren. Bei einer kurzen Rast am Kaiserstuhl sehe ich auf meinem Handy eine SMS von Lupus, den wir gegen 14 Uhr in Altkirch südlich von Mulhouse treffen wollen. Er teilt uns mit, dass er schon eine Stunde eher dort sein wird und so beschliessen wir, jetzt auf direktem Weg dorthin zu fahren, um ihn nicht unnötig lange warten zu lassen. |
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Kurze Rast am Kaiserstuhl
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Gegen 13 Uhr 20 erreichen wir Altkirch
und sehen im Vorbeifahren auf einem großen Supermarkt-Parkplatz schon
das weiße Endurogespann von Lupus stehen. Wir nehmen diesen Halt
zum Anlass, gleich eine kleine Mittagsrast einzulegen, wenngleich dieser
Parkplatz nicht gerade der gemütlichste Ort dafür ist, zumal
ein leichter, alles durchdringender Nieselregen eingesetzt hat. Und der
dunkle Himmel lässt auf kurze Sicht auch nichts besseres erwarten
...
Aber das alles haben wir ja vorher gewusst
und so kann uns das die gute Laune nicht verderben. Gegen 14 Uhr starten
wir unsere Maschinen und folgen nun Lupus mit seinem Gespann, der uns mittels
GPS auf ausgesucht kleinen Strässchen nach Pontarlier führen
wird, wo wir hoffen, in der dortigen Jugendherberge unterkommen zu können.
Die Fahrt auf den kleinen Strässchen bringt viel Spass, es ist kaum Verkehr und wir kommen zügig voran. Und bei nasser Strasse ist uns Lupus mit seinem Gespann echt überlegen ... |
Unser Treffpunkt in Altkirch (F). Ab jetzt sind wir schon zu Viert |
Trotz des Regens lassen wir es uns nicht nehmen, die eine oder andere Pause einzulegen. Die Anblicke, die sich uns bieten, sprechen für sich, und bei dem untenstehend abgebildeten Wasserfall im nördlichen französischen Jura fühlt man sich in eine andere Welt versetzt. |
Ein Wasserfall, wie er im Urwald nicht schöner sein könnte |
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Kleine Strasse im Jura |
In zügigem Reisetempo lassen wir unsere Boxer über die kleinen
Strassen schnurren, die sich durch eine Landschaft schlängeln, in
die man sich schier verlieben kann. Eigentlich ist es eine Schande, sich
hier nicht mehr Zeit zu lassen, die Gegend näher zu erkunden. Aber
wir haben ja ein Ziel und das heisst: LGKS!
Damit wir für die schönen Schotterstrecken genügend Zeit haben, mussten wir die doch etwas lange Anfahrt in den Süden durch entsprechend lange Tagesetappen zeitlich straffen. Unser heutiges Tagesziel heisst Pontarlier und liegt etwa 25 km nordwestlich der Südspitze des Lac de Neuchatel. Die dortige Jugendherberge hat ganzjährig geöffnet und obwohl ich auf meine email-Anfrage keine Antwort mehr erhalten habe, hoffen wir doch, dort ein Lager für unsere müden Häupter zu finden. |
Gegen 18 Uhr 30 erreichen wir in strömendem Regen endlich Pontarlier
und Volkers GPS führt uns in die Innenstadt direkt zur Jugendherberge.
Nun gilt es, mit den gerade noch rudimentär vorhandenen Französischkenntnissen
aus der Schule, Quartier zu machen. Aber es gelingt besser, als ich gedacht
habe und meine email war auch angekommen, nur hatte man mir nicht mehr
geantwortet, da man sie zu spät gelesen hatte und ich zu dem Zeitpunkt
schon von zu Hause gestartet war.
Also ist man vorbereitet und so bekommen wir einen Gruppenraum mit 4 Doppelstockbetten. Wir beginnen dann mit dem Abladen unseres Gepäcks und haben innerhalb kürzester Zeit unseren Schlafraum total "verwüstet". Überall liegen nasse Klamotten, Tankrucksäcke, Gepäckrollen und was sonst noch so mitgeschleppt wird |
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Volker, Lupus und Micha bei der Lagebesprechung |
Nach dem Abendessen aus "Bordmitteln" geht es dann bei einigen Hefeweizen
aus Michas Vorrat daran, die Fahrtroute für den morgigen Tag
genauer festzulegen. Da wir morgen auch ein deutliches Stück weiter
in den Süden Frankreichs vorstossen werden, hoffen wir auch auf besseres
Wetter. Der Wetterbericht den wir anschliessend im Fernsehen präsentiert
bekommen, bestätigt dies.
Rechtschaffen müde fallen wir in unsere Betten und schlafen auch bald ein. Am nächsten Morgen müssen Micha und ich uns leise Vorwürfe bezüglich unserer "Schlafgeräusche" anhören. Aber das kennen wir beide ja schon zur Genüge und so lange man uns nicht an die Gurgel geht ... |
Samstag, 26. Oktober
Nach einem spärlichen französischen Frühstück geht's ans Beladen der Motorräder. War es, als wir aufwachten noch aufgeklart, so hat sich der Himmel jetzt doch schon wieder zugezogen und es sieht wieder mal nach Regen aus. Wir verlassen Pontarlier in südwestlicher Richtung und folgen den kleinen Strassen, die Lupus für uns ausgesucht und in seinem GPS gespeichert hat. Ab Lons-Le-Saunier folgen wir dem Flusslauf des Ain der uns durch die Gorges de L'Ain bis nach Pont-d'Ain begleitet. Dort verlassen wir die Nebenstrecken und fahren nun auf der N 75 weiter Richtung Grenoble. Seit einiger Zeit ist am Horizont schon ein immer grösser werdender heller Streifen zu erkennen. Je weiter wir jetzt fahren, um so grösser wird dieser Hoffnungsschimmer. Als wir am späten Nachmittag Grenoble passieren, zeigt das Thermometer an einer Schilderbrücke der Autobahn doch tatsächlich 28 Grad an und wir haben strahlend blauen Himmel! |
Oben Bahn, unten Strasse. Viadukt über den Fluss Ain |
Dieses Wetter sollte uns die nächsten Tage begleiten, doch zu diesem Zeitpunkt wussten wir das noch nicht |
Ab Grenoble beginnt auf der N 85 die Route Napoléon. Die 325
km lange Route folgt dem Weg, den Napoléon genommen hat, als er
1815 von der Insel Elba aus der Verbannung nach Grenoble zurückkam.
Wir fahren sie allerdings in der umgekehrten Richtung, da wir nach Süden
wollen.
Bei strahlendem Sonnenschein passieren wir Gap, wo die Leute noch in T-Shirts und Shorts unterwegs sind - auch auf Motorrädern. Für uns, die wir aus der Kälte kommen, schon ein gewöhnungsbedürftiger Anblick. Als wir in Sisteron die N 85 verlassen, sehen wir auf einer Brücke vor uns einen einsamen Motorradfahrer auf einer vollgepackten BMW. Sollte das vielleicht Wolfgang sein, der uns heute hinterherreisen wollte, um dann voraussichtlich morgen bei Tende an der LGKS zu uns zu stossen? Die Vermutung wird zur freudigen Gewissheit, als wir an unserem Etappenziel, der Domaine de Fombeton, ankommen! Vor einer Minute ist Wolfgang dort eingetroffen. Er hat sich heute Früh auf den Weg gemacht und ist über 800 km durchgefahren, um hier eine Minute vor uns einzutreffen - das nenne ich eine Punktlandung. Die freudige Begrüssung kann sich sicher jeder vorstellen. |
Domaine de Fombeton - welch' wohlklingender Name. Lupus war es, der
dieses Kleinod zum Tagesziel auserkoren hat. Es handelt sich um ein 300
Jahre altes Herrenhaus mit eigener Quelle inmitten eines beeindruckenden
alten Baumbestandes an Zedern, Platanen, Edelkastanien und Eichen. Bewirtschaftet
wird dieses Anwesen von Uta Baier, ehemalige Mechanikerin von Paris-Dakar-Pilotin
Andrea Mayer und selbst auch P-D-Teilnehmerin. Entsprechend ist auch das
Angebot in ihrem Hause. Es gibt spezielle Arrangements für Enduro-Fahrer,
Mountainbiker, Drachen- und Gleitschirmpiloten, Segelflieger und Reiter.
Für etwa 30 Personen stehen im Haus Einzel-, Doppel- und Dreibettzimmer
zur Verfügung. Ausser einer Ferienwohnung gibt es auch noch eine begrenzte
Anzahl von Stellplätzen für Wohnmobile und Zelte.
Von letzterer Möglichkeit machen wir Gebrauch und schlagen bei einbrechender Dunkelheit unsere Zelte auf bevor wir uns dann vor dem Gebäude an die Zubereitung unseres Abendessens machen. |
Die Domaine de Fombeton im Morgendunst |
Sonntag, 27. Oktober |
Nach frostiger Nacht zeigt sich nun schon das erste Blau am Himmel |
Frühstück zusammen mit anderen Gästen in gemütlicher Atmosphäre |
Abfahrt in Fombeton - Wir kommen wieder! |
Heute nehmen wir nun die letzte Etappe auf unserem Weg zur LGKS unter
die mittlerweile doch schon deutlich angefahrenen Grobstollenreifen. Auf
der Strasse leiden sie recht stark, wie der Verschleiss jetzt deutlich
zeigt.
Unser Weg führt uns heute von Sisteron über Digne-Les-Bains ziemlich genau Richtung Osten bis Breil-sur-Roya, wo wir den dortigen Campingplatz ansteuern wollen. Nur knapp 270 km liegen vor uns und so haben wir Zeit genug, uns die Gegend anzuschauen. So gibt es diverse Stopps zum Einkaufen, Staunen, Essen und Beine vertreten. Die grandiosen Anblicke, die wir bei diesem Superwetter haben, lassen uns erahnen, was wir von der LGKS erwarten dürfen. |
Das lässt unsere Herzen höher schlagen ... |
... so kann es beliebig weiter gehen |
Ausserplanmässiger Halt: alle 4 Radbolzen hatten sich gelöst! Nach Überfahren einer Schwelle in einer verkehrsberuhigten Zone bemerkt Micha ein "eierndes" Hinterrad. Der vermutete Speichenbruch war es nicht. Alle 4 Radbolzen hatten sich um fast zwei Umdrehungen gelockert und durch das Überfahren des Buckels war die Felge von der Mittenzentrierung gerutscht. Nicht auszudenken, wenn das bei höherer Geschwindigkeit passiert wäre! Den festen Sitz unserer Radbolzen haben wir dann häufiger kontrolliert ... |
Wenn einem so viel Gutes widerfährt ... |
Hausherr Volker auf der Veranda seiner Errungenschaft in Breil-sur-Roya |
Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir den Campingplatz in Breil-sur-Roya,
ca. 20 km südlich von Tende, unserem Ausgangspunkt zur LGKS.
Wegen der einbrechenden Dunkelheit beeilen wir uns mit dem Aufbau der Zelte, nur Volker scheint alle Zeit der Welt zu haben und geht erst mal auf Erkundungstour. Als wir endlich fertig sind, die Zelte eingeräumt und die Schlafsäcke ausgerollt haben, kommt Volker zurück und erzählt uns freudestrahlend, dass er für uns einen der Holzbungalows gemietet hat, für nur 48 € die Nacht! Die "Freude" unsererseits ist natürlich riesengross, haben wir doch nun schon alles ausgepackt und aufgebaut. Also heisst es alles wieder zusammenzuräumen und umzuziehen. Der Abend in der Hütte mit 6 Schlafplätzen, Küche, Dusche und WC entschädigt aber für den doppelten Aufwand. Micha und ich beziehen freiwillig gemeinsam ein Zimmer, um die Nachtruhe unserer Mitfahrer nicht über Gebühr zu stören. Gegen 21 Uhr 30 liegen wir schon in den Kojen und die Nachtruhe hält Einzug. |
Montag, 28. Oktober, 7 Uhr |
So ganz allmählich kommt Leben in unsere Blockhütte. Hier ein Gähnen, dort ein entweichender Darmwind, wir bereiten uns auf unseren grossen Tag, das Befahren der LGKS, vor. Nach einem ausgiebigen Frühstück - Lupus war schon unterwegs und hat Baguette und Croissants besorgt - verstauen wir unser Tagesgepäck auf den Motorrädern und senken den Reifendruck noch auf 1,6 bar ab. Das scheint uns der Schotterstrecke angemessen zu sein. Unser Campingplatz liegt noch im tiefen Schatten der uns umgebenden Berge und es ist recht kühl als wir uns auf den Weg Richtung Tende machen. |
Unser Weg führt uns auf der N 204 Richtung Norden durch die atemberaubenden
und engen Gorges de Saorge, Gorges de Bergué und Gorges de Paganin
bis uns die fast erdrückende Enge wieder freigibt und sich uns ein
fantastischer Blick erschliesst: Tende und die dahinter liegenden Berge!
Nach ausgiebigem Studium diverser Karten und dem Verschlingen verschiedenster Reiseberichte haben wir uns entschlossen, die Ligurische Grenzkammstrasse im Uhrzeigersinn zu befahren. Das hat den Vorteil, dass die beschriebenen treppenartigen Abstufungen bergab zu fahren sind. Das erscheint uns auch in Anbetracht unseres Gespannfahrers Lupus, die bessere Wahl zu sein. So biegen wir in Tende links ab und beginnen bei bestem Wetter den Aufstieg zur LGKS. |
Tende, der Ausgangspunkt unserer Schottertour über die LGKS |
Kurzer Stopp, die Spiegel werden eingeklappt. Besser is' das! |
Von Tende aus führt die Strecke durch den Wald zunächst über
immer schlechter werdenden Asphalt, übelstes altes, grobes und verworfenes
Pflaster, bis sie schliesslich ihre Fortsetzung auf normalem Schotter nimmt.
Bei der groben Pflasterstrecke machen wir Halt und lösen unsere Spiegel, um sie nach innen zu klappen und sie in dieser Position wieder festzuziehen. Das hilft, Beschädigungen im Falle des Falles zu vermeiden. Als ich als letzter hinter Volker her fahre, sehe ich plötzlich, wie irgendetwas bei Volker aus der Hecktasche fällt und vor mir über den Weg rollt. Es ist Volkers Fotoapparat, der sich selbständig gemacht hat. Ja, diese groben Passagen haben schon ihre Tücken, wie Micha später auch noch erfahren wird. |
Nach ca. 45 Minuten Aufstieg machen wir eine erste Rast im herbstlich
gefärbten Wald, dessen Boden über und über mit Kiefernnadeln
übersät ist und geniessen das Panorama, das sich vor uns ausbreitet.
Man möchte fast den Atem anhalten und diese unendliche Ruhe in sich
aufsaugen.
Über die Baumwipfel hinweg können wir einen ersten Blick auf
das Fort Central und die Südrampe werfen, die sich in engen Serpentinen
schier endlos zum Col de Tende hinaufschlängelt.
Bald darauf stellen wir uns wieder in die Fussrasten und lassen unsere Reifen erneut in den Schotter greifen, um wenige Minuten später den Kamm fast erreicht zu haben. Vorher muss aber noch mal kurz angehalten werden um die grandiose Fernsicht, die sich uns bietet, zu geniessen und noch ein paar Erinnerungsfotos zu schiessen. Dank Selbstauslöser sind wir nun endlich auch mal alle zusammen
auf einem Bild zu sehen.
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Gegen Mittag haben wir den Col de Tende erreicht und können
endlich die fantastische Aussicht von hier oben geniessen. Im Norden sieht
man sogar die schneebedeckten Gipfel der Piemontesischen Voralpen.
Auch ein Blick auf die Südrampe der alten Tende-Passstrasse ist
ein Augenschmaus und macht schon Appetit auf unsere morgige Tour, bei der
wir dieses Stück befahren wollen, um dann weiter Richtung Poebene
zu rollen.
Vom Col de Tende fahren wir zunächst zum Fort Central und dann weiter in nordöstlicher Richtung bis wir an den Abzweig zum Fort Tabourde kommen. Da der Weg nicht gsperrt ist, können wir bis zum Fort Tabourde fahren, müssen dort allerdings umdrehen, da der weitere Verlauf gesperrt ist. Zurück auf der Hauptstrecke orientieren wir uns wieder in östliche Richtung und treiben unsere Boxer über mehr oder weniger groben Schotter ohne Zwischenfälle Richtung Col de la Boaire.
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Dort angekommen, sehen wir auch die "berühmte" Kehre, die uns
alle, obwohl aus unzähligen Berichten schon bekannt, nun doch durch
ihre meisterliche Strassenbaukunst und ihre exponierte Lage zu faszinieren
versteht.
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Unser nächstes Ziel ist der Mont Saccarel, mit 2200 m der höchste
anfahrbare Punkt der Ligurischen Grenzkammstrasse. Ein breiter, zweispuriger
naturbelassener Fahrweg führt uns hinauf zum Erlöserdenkmal auf
2166m Höhe.
Von Westen her ziehen aus dem Tal Wolkenfetzen herauf und verhüllen erst die Christusstatue und dann uns mit ihrem kalten Schleier. Von hier oben kann man deutlich sehen, wie unten die tieferen Wolkenschichten gegen den Berg gedrückt und dann bis zu uns hoch getrieben werden. Ungemütlich kalt ist es mit einem Mal geworden uns so machen wir uns bald an den Abstieg. Wir wollen eigentlich die ca. 6 km lange Direktverbindung zwischen dem Pas du Tanarel und dem Pas de Collardente nehmen, haben aber in unseren Karten gesehen, dass diese Strecke gesperrt sein soll. Letzte Reiseberichte haben das auch bestätigt. Wir geben uns damit aber (noch) nicht zufrieden und fahren daher erstmal Richtung Pas du Tanarel. |
Groß ist unsere Freude, als wir am Pas du Tanarel feststellen,
dass der Weg zum Pas de Collardente frei befahrbar ist. An den Spuren der
Raupenketten ist unschwer zu erkennen, dass der Weg gerade erst wieder
hergestellt worden ist. Er lässt sich fast problemlos befahren, bis
auf ein paar kurze Abschnitte, auf denen feuchtes Erdreich die Fahrspur
bedeckt und die Solomaschinen etwas schlingern lässt.
Etwa 5 km hinter dem Pas de Collardente biegen wir rechts Richtung La Brigue ab und verlassen nun die LGKS. |
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Die Abschlussbeprechung hat dann noch etwas gedauert... |
Durch herbstlich gefärbte Wälder, verzaubert durch das milde
und warme Licht eines sich neigenden Herbsttages, fahren wir talwärts,
erfüllt von den vielfältigen Eindrücken, die uns dieser
unvergessliche Tag auf der Ligurischen Grenzkammstrasse beschert hat.
Dann haben unsere Motorräder (leider) wieder festen Boden unter den Reifen und in der versinkenden Sonne fahren wir von La Brigue durch das Tal der Roya zurück nach Breil, dem Ausgangspunkt unser heutigen Etappe. Der Tageskilometerzähler zeigt gut 120 km an, davon sind wir ca. 85 km in den Fussrasten stehend auf Schotter gefahren und weder Mensch noch Maschine haben irgendwelche Schäden davongetragen. Abgängig ist jedoch Michas Handy, es ist ihm irgendwo auf der LGKS auf holperiger Strecke aus dem nicht ganz geschlossenen Tankrucksack gehüpft und da er häufig als letzter in unserem "Konvoi" fuhr, hat er es nicht bemerkt. |