Die Ligurische Grenzkammstrasse Ende Oktober 2002

Eine Fahrt ins Ungewisse?

Teil 1

zusammengetragen und aufgeschrieben von Felix mit Bildern von Lupus, Micha, Wolfgang und Felix



 
 
 
 
 
Die Ligurische Grenzkammstrasse
Die Ligurische Grenzkammstrasse wurde in den zwanziger Jahren auf 
Befehl Mussolinis zum Schutz der italienischen Grenze gegen Frankreich in den Fels geschlagen
Ende Oktober noch in die französischen Seealpen und die Ligurische Grenzkammstrasse (LGKS) fahren? Diese Frage stellte sich mir Anfang September bei einem Motorradtreffen im Weserbergland. Volker, auch „Lupus“ genannt, fragte mich, ob ich evtl. Lust hätte mit zu fahren. 

Micha, ein gemeinsamer Bekannter und häufige Triebfeder für zweirädrige „Exkursionen“ hatte ihn vor kurzem angesprochen und diesen Vorschlag gemacht. Nun galt es zu handeln. Was sollte ich tun? Absagen? Nein, das konnte ich nicht so ohne weiteres. Zusagen? Ging auch nicht so ganz einfach ohne Absprache mit daheim. Also erst mal ein ganz entschiedenes JEIN! Und was war das überhaupt: die ligurische Grenzkammstrasse? Schotter, ja soviel hatte ich begriffen, aber war das was für mich, jemanden ohne Enduro-Training in Hechlingen? Fragen über Fragen, aber ich hatte angebissen.

Zunächst galt es, das o.k. von zu Hause zu bekommen. Wie erwartet, baute sich kein ganz großer Widerstand auf und so hatte ich eigentlich diese Hürde schon genommen. Die Finanzen - nun das müsste auch gerade noch so gehen, also konnte ich zusagen.


 
Gesagt, getan. Nun ging es an die Vorbereitung der Tour. Zunächst wurde die Reifenfrage geklärt. Mit der normalen Strassenbereifung machte es wohl wenig Sinn und so wurden die Grobstoller TKC 80 von Conti montiert. Die andere notwendige Ausrüstung war gottseidank vorhanden, denn schließlich wollten wir aus Kostengründen möglichst viel Campen und auf feste Unterkünfte verzichten. Auch war Sebstverpflegung angesagt.

Neben diesen ganzen Vorbereitungen praktischer Art wurde natürlich auch sehr viel Wert auf die „mentale“ Einstimmung für dieses Unternehmen gelegt. Vornehmlich bestand diese darin, im Internet zu recherchieren. Dort fanden sich dann Unmengen von Informationen und Reiseberichte zur LGKS. Im Zusammenhang mit der LGKS wurden häufig auch die Assietta Kammstrasse, der Mt. Jafferau sowie der Mt. Sommeiller erwähnt. Alles Schotterstrecken, mehr oder weniger schwer zu befahren.


 
Donnerstag, 24. Oktober, 8 Uhr 30

Endlich ist es soweit. Die Q ist bepackt wie ein Lastenesel und nun soll es losgehen Richtung Heilbronn, wo ich eine Nacht bei Micha verbringen werde, um dann mit ihm gemeinsam Richtung Frankreich aufzubrechen. Das Wetter ist kühl und die Strassen sind noch nass vom nächtlichen Regen, aber im Moment sieht es noch ganz gut aus. So starte ich frohen Mutes.

Da ich genügend Zeit habe, fahre ich weitestgehend auf kleinen Strassen und durchquere den Kaufunger Wald, schwinge über den Vogelsberg hinüber zum Spessart, um nach den schier endlos erscheinenden Kurven des Odenwaldes im Naturpark Neckartal die Kurvenhatz ausklingen zu lassen.

Gegen 16 Uhr treffe ich nach gut 500 km trockener Fahrt bei Micha in Amorbach ein, wo ich schon erwartet werde. Den Abend verbringen wir damit, weiter Pläne für unser Unternehmen zu schmieden, Fahrtrouten zu klären und Übernachtungsmöglichkeiten zu finden. Später sitzen wir dann bei Michas Nachbarn Wolfgang und dessen Frau Uschi und fachsimpeln bei einem guten Gläschen „Roten“ weiter. Wolfgang wird, da er am Freitag noch arbeiten muss, frühestens am Samstag zu uns stossen. Mögliche Treffpunkte haben wir abgeklärt und der Rest geht halt übers Handy ...

Start in Alfeld
Endlich kann es losgehen

 
 
Kurze Rast am Kaiserstuhl Freitag, 25. Oktober, 9 Uhr

Leider hat es in der Nacht angefangen zu regnen und es sieht auch jetzt nicht besser aus. Also wird die Regenkombi gleich angezogen, das spart nachher unnötige Stopps. Um 9 Uhr 30 treffen wir an der Autobahn-Raststätte Kraichgau auf Volker mit seiner R 1150 GS. Micha und Volker kennen sich von einem gemeinsamen Enduro-Training in Hechlingen. So sind wir nun schon zu dritt. Aufgrund der nassen Witterung fahren wir nicht wie geplant durch den Schwarzwald, sondern entscheiden uns für die Autobahn A5 bis Emmendingen. Da es dort wieder trockener ist verlassen wir die A5, um über den Kaiserstuhl  weiter Richtung Mulhouse zu fahren. 

Bei einer kurzen Rast am Kaiserstuhl sehe ich auf meinem Handy eine SMS von Lupus, den wir gegen 14 Uhr in Altkirch südlich von Mulhouse treffen wollen. Er teilt uns mit, dass er schon eine Stunde eher dort sein wird und so beschliessen wir, jetzt auf direktem Weg dorthin zu fahren, um ihn nicht unnötig lange warten zu lassen.

Kurze Rast am Kaiserstuhl

 
Gegen 13 Uhr 20 erreichen wir Altkirch und sehen im Vorbeifahren auf einem großen Supermarkt-Parkplatz schon das weiße Endurogespann von Lupus stehen. Wir nehmen diesen Halt zum Anlass, gleich eine kleine Mittagsrast einzulegen, wenngleich dieser Parkplatz nicht gerade der gemütlichste Ort dafür ist, zumal ein leichter, alles durchdringender Nieselregen eingesetzt hat. Und der dunkle Himmel lässt auf kurze Sicht auch nichts besseres erwarten ...
Aber das alles haben wir ja vorher gewusst und so kann uns das die gute Laune nicht verderben. Gegen 14 Uhr starten wir unsere Maschinen und folgen nun Lupus mit seinem Gespann, der uns mittels GPS auf ausgesucht kleinen Strässchen nach Pontarlier führen wird, wo wir hoffen, in der dortigen Jugendherberge unterkommen zu können. 

Die Fahrt auf den kleinen Strässchen bringt viel Spass, es ist kaum Verkehr und wir kommen zügig voran. Und bei nasser Strasse ist uns Lupus mit seinem Gespann echt überlegen ...

Treffpunkt in Altkirch (F)
Unser Treffpunkt in Altkirch (F). Ab jetzt sind wir schon zu Viert

 
 
Trotz des Regens lassen wir es uns nicht nehmen, die eine oder andere Pause einzulegen. Die Anblicke, die sich uns bieten, sprechen für sich, und bei dem untenstehend abgebildeten Wasserfall im nördlichen französischen Jura fühlt man sich in eine andere Welt versetzt.
Ein Wasserfall, wie er im Urwald nicht schöner sein könnte
Ein Wasserfall, wie er im Urwald nicht schöner sein könnte
Da steht man nun und staunt ...

Da steht man nun und staunt ...

Kleine Strasse im Jura
Kleine Strasse im Jura
In zügigem Reisetempo lassen wir unsere Boxer über die kleinen Strassen schnurren, die sich durch eine Landschaft schlängeln, in die man sich schier verlieben kann. Eigentlich ist es eine Schande, sich hier nicht mehr Zeit zu lassen, die Gegend näher zu erkunden. Aber wir haben ja ein Ziel und das heisst: LGKS!

Damit wir für die schönen Schotterstrecken genügend Zeit haben, mussten wir die doch etwas lange Anfahrt in den Süden durch entsprechend lange Tagesetappen zeitlich straffen.

Unser heutiges Tagesziel heisst Pontarlier und liegt etwa 25 km nordwestlich der Südspitze des Lac de Neuchatel. Die dortige Jugendherberge hat ganzjährig geöffnet und obwohl ich auf meine email-Anfrage keine Antwort mehr erhalten habe, hoffen wir doch, dort ein Lager für unsere müden Häupter zu finden.


 
Gegen 18 Uhr 30 erreichen wir in strömendem Regen endlich Pontarlier und Volkers GPS führt uns in die Innenstadt direkt zur Jugendherberge. Nun gilt es, mit den gerade noch rudimentär vorhandenen Französischkenntnissen aus der Schule, Quartier zu machen. Aber es gelingt besser, als ich gedacht habe und meine email war auch angekommen, nur hatte man mir nicht mehr geantwortet, da man sie zu spät gelesen hatte und ich zu dem Zeitpunkt schon von zu Hause gestartet war.

Also ist man vorbereitet und so bekommen wir einen Gruppenraum mit 4 Doppelstockbetten. 

Wir beginnen dann mit dem Abladen unseres Gepäcks und haben innerhalb kürzester Zeit unseren Schlafraum total "verwüstet". Überall liegen nasse Klamotten, Tankrucksäcke, Gepäckrollen und was sonst noch so mitgeschleppt wird

Das Chaos ist perfekt
Hier muss eine Bombe eingeschlagen sein

 
 
Volker, Lupus und Micha bei der Lagebesprechung
Volker, Lupus und Micha bei der Lagebesprechung
Nach dem Abendessen aus "Bordmitteln" geht es dann bei einigen Hefeweizen aus Michas Vorrat daran, die Fahrtroute für den morgigen Tag  genauer festzulegen. Da wir morgen auch ein deutliches Stück weiter in den Süden Frankreichs vorstossen werden, hoffen wir auch auf besseres Wetter. Der Wetterbericht den wir anschliessend im Fernsehen präsentiert bekommen, bestätigt dies.

Rechtschaffen müde fallen wir in unsere Betten und schlafen auch bald ein. Am nächsten Morgen müssen Micha und ich uns leise Vorwürfe bezüglich unserer "Schlafgeräusche" anhören. Aber das kennen wir beide ja schon zur Genüge und so lange man uns nicht an die Gurgel geht ...


 
Samstag, 26. Oktober

Nach einem spärlichen französischen Frühstück geht's ans Beladen der Motorräder. War es, als wir aufwachten noch aufgeklart, so hat sich der Himmel jetzt doch schon wieder zugezogen und es sieht wieder mal nach Regen aus. 

Wir verlassen Pontarlier in südwestlicher Richtung und folgen den kleinen Strassen, die Lupus für uns ausgesucht und in seinem GPS gespeichert hat. Ab Lons-Le-Saunier folgen wir dem Flusslauf des Ain der uns durch die Gorges de L'Ain bis nach Pont-d'Ain begleitet.

Dort verlassen wir die Nebenstrecken und fahren nun auf der N 75 weiter Richtung Grenoble. Seit einiger Zeit ist am Horizont schon ein immer grösser werdender heller Streifen zu erkennen. Je weiter wir jetzt fahren, um so grösser wird dieser Hoffnungsschimmer. Als wir am späten Nachmittag Grenoble passieren, zeigt das Thermometer an einer Schilderbrücke der Autobahn doch tatsächlich 28 Grad an und wir haben strahlend blauen Himmel!

Oben Bahn, unten Strasse. Viadukt über den Fluss Ain
Oben Bahn, unten Strasse. Viadukt über den Fluss Ain

 
Die erste Sonne
Dieses Wetter sollte uns die nächsten Tage begleiten, doch zu diesem Zeitpunkt wussten wir das noch nicht
Ab Grenoble beginnt auf der N 85 die Route Napoléon. Die 325 km lange Route folgt dem Weg, den Napoléon genommen hat, als er 1815 von der Insel Elba aus der Verbannung nach Grenoble zurückkam. Wir fahren sie allerdings in der umgekehrten Richtung, da wir nach Süden wollen.

Bei strahlendem Sonnenschein passieren wir Gap, wo die Leute noch in T-Shirts und Shorts unterwegs sind - auch auf Motorrädern. Für uns, die wir aus der Kälte kommen, schon ein gewöhnungsbedürftiger Anblick. 

Als wir in Sisteron die N 85 verlassen, sehen wir auf einer Brücke vor uns einen einsamen Motorradfahrer auf einer vollgepackten BMW. Sollte das vielleicht Wolfgang sein, der uns heute hinterherreisen wollte, um dann voraussichtlich morgen bei Tende an der LGKS zu uns zu stossen? Die Vermutung wird zur freudigen Gewissheit, als wir an unserem Etappenziel, der Domaine de Fombeton, ankommen! Vor einer Minute ist Wolfgang dort eingetroffen. Er hat sich heute Früh auf den Weg gemacht und ist über 800 km durchgefahren, um hier eine Minute vor uns einzutreffen - das nenne ich eine Punktlandung. Die freudige Begrüssung kann sich sicher jeder vorstellen.


 
Domaine de Fombeton - welch' wohlklingender Name. Lupus war es, der dieses Kleinod zum Tagesziel auserkoren hat. Es handelt sich um ein 300 Jahre altes Herrenhaus mit eigener Quelle inmitten eines beeindruckenden alten Baumbestandes an Zedern, Platanen, Edelkastanien und Eichen. Bewirtschaftet wird dieses Anwesen von Uta Baier, ehemalige Mechanikerin von Paris-Dakar-Pilotin Andrea Mayer und selbst auch P-D-Teilnehmerin. Entsprechend ist auch das Angebot in ihrem Hause. Es gibt spezielle Arrangements für Enduro-Fahrer, Mountainbiker, Drachen- und Gleitschirmpiloten, Segelflieger und Reiter. Für etwa 30 Personen stehen im Haus Einzel-, Doppel- und Dreibettzimmer zur Verfügung. Ausser einer Ferienwohnung gibt es auch noch eine begrenzte Anzahl von Stellplätzen für Wohnmobile und Zelte. 

Von letzterer Möglichkeit machen wir Gebrauch und schlagen bei einbrechender Dunkelheit unsere Zelte auf bevor wir uns dann vor dem Gebäude an die Zubereitung unseres Abendessens machen.

Die Domaine de Fombeton im Morgendunst
Die Domaine de Fombeton im Morgendunst

 
Sonntag, 27. Oktober

 
Zeltplatz in der Morgensonne
Nach frostiger Nacht zeigt sich nun schon das erste Blau am Himmel
Gemeinsames Frühstück
Frühstück zusammen mit anderen Gästen in gemütlicher Atmosphäre

 
Bis bald!
Abfahrt in Fombeton - Wir kommen wieder!
Heute nehmen wir nun die letzte Etappe auf unserem Weg zur LGKS unter die mittlerweile doch schon deutlich angefahrenen Grobstollenreifen. Auf der Strasse leiden sie recht stark, wie der Verschleiss jetzt deutlich zeigt.

Unser Weg führt uns heute von Sisteron über Digne-Les-Bains ziemlich genau Richtung Osten bis Breil-sur-Roya, wo wir den dortigen Campingplatz ansteuern wollen. Nur knapp 270 km liegen vor uns und so haben wir Zeit genug, uns die Gegend anzuschauen.

So gibt es diverse Stopps zum Einkaufen, Staunen, Essen und  Beine vertreten. Die grandiosen Anblicke, die wir bei diesem Superwetter haben, lassen uns erahnen, was wir von der LGKS erwarten dürfen.


 
Das lässt unsere Herzen höher schlagen ...
Das lässt unsere Herzen höher schlagen ...
... so kann es beliebig weiter gehen
... so kann es beliebig weiter gehen

 
Ausserplanmässiger Halt: alle 4 Radbolzen hatten sich gelöst!
Ausserplanmässiger Halt: alle 4 Radbolzen hatten sich gelöst!

Nach Überfahren einer Schwelle in einer verkehrsberuhigten Zone bemerkt Micha ein "eierndes" Hinterrad. Der vermutete Speichenbruch war es nicht. Alle 4 Radbolzen hatten sich um fast zwei Umdrehungen gelockert und durch das Überfahren des Buckels war die Felge von der Mittenzentrierung gerutscht. Nicht auszudenken, wenn das bei höherer Geschwindigkeit passiert wäre! Den festen Sitz unserer Radbolzen haben wir dann häufiger kontrolliert ...

Sonnenanbeter Wenn einem so viel Gutes widerfährt ...

 
Hausherr Volker
Hausherr Volker auf der Veranda seiner Errungenschaft in Breil-sur-Roya
Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir den Campingplatz in Breil-sur-Roya, ca. 20 km südlich von Tende, unserem Ausgangspunkt zur LGKS.

Wegen der einbrechenden Dunkelheit beeilen wir uns mit dem Aufbau der Zelte, nur Volker scheint alle Zeit der Welt zu haben und geht erst mal auf Erkundungstour. Als wir endlich fertig sind, die Zelte eingeräumt und die Schlafsäcke ausgerollt haben, kommt Volker zurück und erzählt uns freudestrahlend, dass er für uns einen der Holzbungalows gemietet hat, für nur 48 € die Nacht! Die "Freude" unsererseits ist natürlich riesengross, haben wir doch nun schon alles ausgepackt und aufgebaut. Also heisst es alles wieder zusammenzuräumen und umzuziehen. Der Abend in der Hütte mit 6 Schlafplätzen, Küche, Dusche und WC entschädigt aber für den doppelten Aufwand.

Micha und ich beziehen freiwillig gemeinsam ein Zimmer, um die Nachtruhe unserer Mitfahrer nicht über Gebühr zu stören. Gegen 21 Uhr 30 liegen wir schon in den Kojen und die Nachtruhe hält Einzug.


 
Montag, 28. Oktober, 7 Uhr
So ganz allmählich kommt Leben in unsere Blockhütte. Hier ein Gähnen, dort ein entweichender Darmwind, wir bereiten uns auf unseren grossen Tag, das Befahren der LGKS, vor. Nach einem ausgiebigen Frühstück - Lupus war schon unterwegs und hat Baguette und Croissants besorgt - verstauen wir unser Tagesgepäck auf den Motorrädern und senken den Reifendruck noch auf 1,6 bar ab. Das scheint uns der Schotterstrecke angemessen zu sein. Unser Campingplatz liegt noch im tiefen Schatten der uns umgebenden Berge und es ist recht kühl als wir uns auf den Weg Richtung Tende machen.

 
Unser Weg führt uns auf der N 204 Richtung Norden durch die atemberaubenden und engen Gorges de Saorge, Gorges de Bergué und Gorges de Paganin bis uns die fast erdrückende Enge wieder freigibt und sich uns ein fantastischer Blick erschliesst: Tende und die dahinter liegenden Berge!

Nach ausgiebigem Studium diverser Karten und dem Verschlingen verschiedenster Reiseberichte haben wir uns entschlossen, die Ligurische Grenzkammstrasse im Uhrzeigersinn zu befahren. Das hat den Vorteil, dass die beschriebenen treppenartigen Abstufungen bergab zu fahren sind. Das erscheint uns auch in Anbetracht unseres Gespannfahrers Lupus, die bessere Wahl zu sein.

So biegen wir in Tende links ab und beginnen bei bestem Wetter den Aufstieg zur LGKS.

Tende, der Ausgangspunkt unserer Schottertour
Tende, der Ausgangspunkt unserer Schottertour über die LGKS

 
Kurzer Stopp, die Spiegel werden eingeklappt
Kurzer Stopp, die Spiegel werden eingeklappt. Besser is' das!
Von Tende aus führt die Strecke durch den Wald zunächst über immer schlechter werdenden Asphalt, übelstes altes, grobes und verworfenes Pflaster, bis sie schliesslich ihre Fortsetzung auf normalem Schotter nimmt.

Bei der groben Pflasterstrecke machen wir Halt und lösen unsere Spiegel, um sie nach innen zu klappen und sie in dieser Position wieder festzuziehen. Das hilft, Beschädigungen im Falle des Falles zu vermeiden.

Als ich als letzter hinter Volker her fahre, sehe ich plötzlich, wie irgendetwas bei Volker aus der Hecktasche fällt und vor mir über den Weg rollt. Es ist Volkers Fotoapparat, der sich selbständig gemacht hat. Ja, diese groben Passagen haben schon ihre Tücken, wie Micha später auch noch erfahren wird.


 
 
Nach ca. 45 Minuten Aufstieg machen wir eine erste Rast im herbstlich gefärbten Wald, dessen Boden über und über mit Kiefernnadeln übersät ist und geniessen das Panorama, das sich vor uns ausbreitet. Man möchte fast den Atem anhalten und diese unendliche Ruhe in sich aufsaugen.

Über die Baumwipfel hinweg können wir einen ersten Blick auf das Fort Central und die Südrampe werfen, die sich in engen Serpentinen schier endlos zum Col de Tende hinaufschlängelt.
 
 
 
 

Bald darauf stellen wir uns wieder in die Fussrasten und lassen unsere Reifen erneut in den Schotter greifen, um wenige Minuten später den Kamm fast erreicht zu haben. Vorher muss aber noch mal kurz angehalten werden um die grandiose Fernsicht, die sich uns bietet, zu geniessen und noch ein paar Erinnerungsfotos zu schiessen.

Dank Selbstauslöser sind wir nun endlich auch mal alle zusammen auf einem Bild zu sehen.
 

Rast im herbstlichen Wald  ...
Rast im herbstlichen Wald ...
Blick auf das Fort Central
... mit erstem Blick auf das Fort Central

 
Ich war auch dabei
ohne Worte ...
Die Forumisti
... die Fünf aus dem Boxer-Forum

 
Blick gen Norden
Blick gen Norden
Ein Teil der Südrampe
Ein Teil der Südrampe

 
Fort Tabourde
Fort Tabourde
Blick zurück zum Fort Central
Blick zurück zum Fort Central
Gegen Mittag haben wir den Col de Tende  erreicht und können endlich die fantastische Aussicht von hier oben geniessen. Im Norden sieht man  sogar die schneebedeckten Gipfel der Piemontesischen Voralpen.

Auch ein Blick auf die Südrampe der alten Tende-Passstrasse ist ein Augenschmaus und macht schon Appetit auf unsere morgige Tour, bei der wir dieses Stück befahren wollen, um dann weiter Richtung Poebene zu rollen.
 
 
 

Vom Col de Tende fahren wir zunächst zum Fort Central und dann weiter in nordöstlicher Richtung bis wir an den Abzweig zum Fort Tabourde kommen. Da der Weg nicht gsperrt ist, können wir bis zum Fort Tabourde fahren, müssen dort allerdings umdrehen, da der weitere Verlauf gesperrt ist.

Zurück auf der Hauptstrecke orientieren wir uns wieder in östliche Richtung und treiben unsere Boxer über mehr oder weniger groben Schotter ohne Zwischenfälle Richtung Col de la Boaire.

 


 
Dort angekommen, sehen wir auch die "berühmte" Kehre, die uns alle, obwohl aus unzähligen Berichten schon bekannt, nun doch durch ihre meisterliche Strassenbaukunst und ihre exponierte Lage zu faszinieren versteht. 
 

Uups, wo ist Lupus?
Hat die "Gute" ihren Fahrer abgeworfen?

Wolfgang in der Kehre
Kehre am Col de la Boaire...
Da fühlen sie sich wohl ...
etwas holperig, ...

 
Micha am Col de la Boaire
aber gut befahrbar ...
Blick vom Col de la Boaire
und mit grandioser Aussicht!

 
Christusstatue auf dem Mont Saccarel
Micha und Lupus
Wolfgang und Volker
Wolken ziehen über den Mont Saccarel  und seine Besucher
Unser nächstes Ziel ist der Mont Saccarel, mit 2200 m der höchste anfahrbare Punkt der Ligurischen Grenzkammstrasse. Ein breiter, zweispuriger naturbelassener Fahrweg führt uns hinauf zum Erlöserdenkmal auf 2166m Höhe. 

Von Westen her ziehen aus dem Tal Wolkenfetzen herauf und verhüllen erst die Christusstatue und dann uns mit ihrem kalten Schleier. Von hier oben kann man deutlich sehen, wie unten die tieferen Wolkenschichten gegen den Berg gedrückt  und dann bis zu uns hoch getrieben werden. Ungemütlich kalt ist es mit einem Mal geworden uns so machen wir uns bald an den Abstieg.

Wir wollen eigentlich die ca. 6 km lange Direktverbindung zwischen dem Pas du Tanarel  und dem Pas de Collardente nehmen, haben aber in unseren Karten gesehen, dass diese Strecke gesperrt sein soll. Letzte Reiseberichte haben das auch bestätigt. Wir geben uns damit aber (noch) nicht zufrieden und fahren daher erstmal Richtung Pas du Tanarel.


 
 
Groß ist unsere Freude, als wir am Pas du Tanarel feststellen, dass der Weg zum Pas de Collardente frei befahrbar ist. An den Spuren der Raupenketten ist unschwer zu erkennen, dass der Weg gerade erst wieder hergestellt worden ist. Er lässt sich fast problemlos befahren, bis auf ein paar kurze Abschnitte, auf denen feuchtes Erdreich die Fahrspur bedeckt und die Solomaschinen etwas schlingern lässt. 

Etwa 5 km hinter dem Pas de Collardente biegen wir rechts Richtung La Brigue ab und verlassen nun die LGKS. 

Vom Pas du Tanarel zum Pas de Collardente Ein schöner Tag geht zu  Ende
Vom Pas du Tanarel zum Pas de Collardente, einer schöner Tag geht zu  Ende

 
Abschlussbesprechung
Die Abschlussbeprechung hat dann noch etwas gedauert...
Durch herbstlich gefärbte Wälder, verzaubert durch das milde und warme Licht eines sich neigenden Herbsttages, fahren wir talwärts, erfüllt von den vielfältigen Eindrücken, die uns dieser unvergessliche Tag auf der Ligurischen Grenzkammstrasse beschert hat.

Dann haben unsere Motorräder (leider) wieder festen Boden unter den Reifen und in der versinkenden Sonne fahren wir von La Brigue durch das Tal der Roya zurück nach Breil, dem Ausgangspunkt unser heutigen Etappe. Der Tageskilometerzähler zeigt gut 120 km an, davon sind wir ca. 85 km in den Fussrasten stehend auf Schotter gefahren und weder Mensch noch Maschine haben irgendwelche Schäden davongetragen. 

Abgängig ist jedoch Michas Handy, es ist ihm irgendwo auf der LGKS auf holperiger Strecke aus dem nicht ganz geschlossenen Tankrucksack gehüpft und da er häufig als letzter in unserem "Konvoi" fuhr, hat er es nicht bemerkt. 


 

und hier geht's zum 2. Teil